Startseite/Beiträge/Neuigkeiten, Startseite-Newsblock/Affenpocken: Der richtige diagnostische Umgang mit Verdachtsfällen
Abbildung eines Labortests symbolisiert einen Corona Gurgeltest

27. Mai 2022

Affenpocken

  • Reiserückkehrer aus Zentral- und Westafrika als Risikogruppen
  • PCR-Untersuchungen bei Affenpocken-Verdachtsfällen sinnvoll
  • Probematerial durch Abstrich von Effloreszenzen oder Krustenmaterial

Laut WHO wurden europaweit bereits 250 Fälle von Affenpocken registriert, davon 12 in Deutschland (Stand 24.05.2022). Bei dem Virus, das seinen Ursprung in Zentral- und Westafrika hat, handelt es sich um eine Zoonose, die von Nagetieren übertragen wird. Anders als es der Name vermuten lässt, sind Affen – aber auch Menschen – Fehlwirt und somit als Wirtsorganismus ungeeignet. Dadurch, dass sich das Virus im Menschen nicht optimal weiterentwickeln kann, sind die Voraussetzungen für eine schnelle Verbreitung, nach jetzigem Wissenstand, nicht gegeben. Als häufigste Übertragungswege gelten enger Körperkontakt zu positiven Personen, als auch die Verarbeitung oder Verzehr von kontaminiertem Fleisch.

Die Inkubationszeit liegt zwischen 7 und 21 Tagen. Der Krankheitsverlauf der bisher aufgetretenen Fälle in Europa wird als mild beschrieben. Die Erkrankung beginnt mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, ferner Müdigkeit und sichtbar geschwollene Lymphknoten. Ungefähr 1 – 3 Tage nach dem Auftreten von Fieber entwickeln sich typische Hauteffloreszenzen (Macula, Papula, Vesikula und Pustula). Im Laufe der Erkrankung verkrusten diese und fallen final ab. Die typischen Hautveränderungen beginnen oft im Gesicht und breiten sich dann auf andere Körperteile aus. Namentlich bei den aktuellen Fällen (Mai 2022) wird auch ein Beginn der Effloreszenzen im Urogenital-Bereich gesehen.

Als Risikogruppen gelten vor allem:

  • Reiserückkehrer aus Zentral- und Westafrika
  • Patienten die vor Ort Kontakt zu Tieren hatten
  • Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Männer, die sexuellen Kontakt zu anderen Männern hatten
  • Kontakt zu mit Affenpocken infizierten Menschen oder Verdachtsfällen von Infizierten

Wie ist bei klinischen Verdachtsfällen vorzugehen?

Affenpocken-Fälle können durch eine PCR-Untersuchung zielführend identifiziert werden. Dabei ist Folgendes zu beachten:

  • Legen Sie den Laboranforderungsschein bitte in einen zweiten Beutel um die Wahrung der Hygienemaßnahmen zu gewährleisten.
  • Das potentiell infektiöse Material muss in einen separaten Probenbeutel gelegt werden und deutlich mit „Verdacht auf Affenpocken“ gekennzeichnet sein.
  • Füllen Sie bei flüssigen Materialien den Beutel mit genügend Zellstoff.
  • Entnehmen Sie die Probe durch Wundabstrich aus den typischen Pusteln, Bläschen oder Gewebe und überführen dieses in ein steriles Transportgefäß ohne Transportmedium.
  • Der Transport erfolgt ungekühlt. Nur bei Geweben sollte der Transport möglichst gekühlt erfolgen.
  • Bei der Probennahme sollte möglichst mit Mundschutz und Handschuhen gearbeitet werden.
  • Material, das nicht umgehend versandt werden kann, sollte bei 4°C bis zum Versand gelagert werden.

Fragliche Läsionen können ebenfalls durch Syphilis, Zoster, Scharlach oder Herpes simplex hervorgerufen werden. Daher ist eine differentialdiagnostische Abklärung wird empfohlen.

Bitte bedenken Sie, dass der Verdacht auf eine Infektion dem Gesundheitsamt vom betreuenden Arzt gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG gemeldet werden muss!

Affenpocken-RKI-Orientierungshilfe für Ärzte:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Flussschema.html;jsessionid=8C3C024AB25177DA25EB8C9C727E8682.internet062?nn=2386228