Ca. 85% des in der Chemotherapie maligner Tumoren eingesetzten Zytostatikums 5-Fluoruracil (5-FU) wird durch das Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) zu inaktiven Metaboliten abgebaut. Liegt jedoch ein genetisch bedingter DPD-Mangel vor, so kann dieser zu einer verzögerten 5-FU-Clearance führen und eine erhebliche Therapie-assoziierte Toxizität zur Folge haben. Bislang wurden verschiedene Mutationen im DPYD-Gen identifiziert, die durch partiellen oder vollständigen Verlust der Enzymaktivität zur Akkumulation toxischer 5-FU-Metabolite führen können.
Da schätzungsweise bis zu 9% der Patienten mit europäischer Herkunft DPD-Varianten mit verminderter Aktivität aufweisen und bei ca. 0,5% ein vollständiger DPD-Mangel vorliegt, hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfohlen, Patienten vor einer FU-haltigen Therapie hinsichtlich ihrer genetischen DPYD-Prädisposition hin zu untersuchen.
Im Rahmen der molekulargenetischen Untersuchung wird das DPYD-Gen auf die vier relevantesten Genvarianten untersucht:
- DPYD*2A (c.1905+1G>A; IVS14+1G>A; DPD-Exon-14-Skipping; rs3918290)
- DPYD*13 (c.1679T>G; rs55886062)
- Polymorphismus c.2846A>T (rs67376798)
- HaplotypB3 (c.1236G>A; c.1129-5923C>G)
Untersuchungsdetails | |||||||||
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Probenmaterial | EDTA-Blut | ||||||||
Menge | 3 ml | ||||||||
Methode | Loop-mediated isothermal amplification (LAMP, Schleifen-vermittelte isothermale DNA Amplifikation) | ||||||||
Indikation |
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Referenzbereich / Entscheidungsgrenze | Alle Standorte |
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Fremdleistung | Nein | ||||||||
Akkreditierung | Ja | ||||||||
Besondere Präanalytik | Bitte schicken Sie für die Molekulargenetische Untersuchung ein separates EDTA-Röhrchen ein. Nach Gendiagnostikgesetz ist die Einwilligung des Patienten zu dieser Untersuchung erforderlich. |
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Standorte |
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+ Allgemeine Präanalytik und Probenkennzeichnung
EDTA-Blut
EDTA-Blut wird eingesetzt für Untersuchungen der Blutzellen selbst (Blutbild, jegliche Hämoglobinbestimmung) oder für Bestimmung der Stoffe, die an oder in den Zellen anzutreffen sind (Blei, Vitamin B1, B2, B6, Erythrozytenenzyme, Medikamente wie Cyclosporin oder Tacrolimus, PCR-Diagnostik oder Genotypisierung).
EDTA-Blut nicht einfrieren (Hämolyse!). Blut in EDTA-Monovette abnehmen und bei 4 – 8 °C lagern.
+ Allgemeiner Hinweis
Ist eine systemische Tumortherapie mit FU-haltiger Arzneimitteln geplant, so sollten die empfohlen Leitlinien zur Diagnostik vor und während FU-haltiger Therapie beachtet werden (siehe Abbildung 1).
Weitere ausführliche Informationen sind dem Positionspapier „Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) -Testung vor Einsatz von 5-Fluorouracil, Capecitabin und Tegafur“ zu entnehmen. Quelle: https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/dpd-testung/dpd-positionspapier2020-konsens_logos_final.pdf
Tabelle 1: Ermittelter DPD-Aktivitätsscore errechnet aus der Summe der beiden schwächsten Allel-Aktivitäten
(Quelle: Positionspapier „Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) -Testung vor Einsatz von 5-Fluorouracil, Capecitabin und Tegafur“)
Genotyp | Aktivitätsscore |
kein Träger einer DPYD-Variante mit verminderter oder fehlender Funktion (*1/*1) | 2,0 |
Heterozygoter Träger einer DPYD-Variante mit verminderter Funktion (*1/c.1236G>A oder *1/c.2846A>T) | 1,5 |
Heterozygoter Träger einer DPYD-Variante mit fehlender Funktion (*1/*2A oder *1/*13) | 1 |
Träger von zwei DPYD-Varianten mit verminderter Funktion (z. B. *1/c.1236G>A und *1/c.2846A>T)
oder Träger einer DPYD-Variante mit reduzierter Funktion und einer Variante mit fehlender Funktion (Kombination von c.1236G>A oder *1/c.2846A>T mit *2A oder *13, also z. B. c.2846A>T) |
0,5* |
Homozygoter Träger einer DPYD-Variante mit fehlender Funktion (*2A/*2A; *13/*13)
oder Heterozygoter Träger von zwei DPYD-Varianten mit fehlender Funktion (*2A/*13) |
0 |
Abbildung 1: Flussdiagramm zur Diagnostik vor FU-haltiger Therapie und Therapieempfehlungen
(Quelle: https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/dpd-testung/dpd-positionspapier2020-konsens_logos_final.pdf)

2 falls auch nach letzter Dosisreduktion noch Toxizitäten aufgetreten sind oder ein Therapiebeginn mit voller Dosis erwogen wird.
3 Drug Monitoring ist nur bei 5-FU sinnvoll
+ Probenversand
Versand und Transport von Untersuchungsmaterial

Die Untersuchungsproben müssen je nach Probenart und Untersuchungsauftrag sachgerecht bis zur Abholung durch die Kuriere oder bis zum
Probenversand aufbewahrt werden (s. entsprechende Hinweise). Da der Zeitraum zwischen Probenentnahme und dem Beginn der Analyse
möglichst klein zu halten ist, werden die Abholzeiten nach den Bedürfnissen unserer Einsender zum Teil auch mehrmals täglich festgelegt.
Die Proben werden in den Kurierfahrzeugen in speziellen Transportkoffern befördert, so dass sowohl die Anforderungen der
Verpackungsvorschrift P 650 für diagnostische Proben als auch die präanalytischen Anforderungen der DIN ISO 15189 zum Probentransport
erfüllt werden (Einhaltung einer stabilen geeigneten Probentemperatur).
Hinweis für PCR-Material: bitte per schnellstmöglichem Versand über eigenen Kurier oder Laborkurier (kein Postversand!) ans Labor senden.
Bei Lagerung bitte max. 24 Stunden lagern bei 2-8 Grad.
Für den Postversand von Untersuchungsproben stehen voradressierte Versandpäckchen inkl. Versandmaterial zur Verfügung.
Diese ermöglichen einen einfachen und schnellen Postversand.
Unser Logistik-Service bietet Ihnen verschiedene Möglichkeiten des Probentransports. So steht Ihnen unser Kurierdienst oder die Möglichkeit
des Postversandes zur Verfügung. Die kurzen Transportwege zu unseren regionalen Einsendern ermöglichen uns eine schnelle und sichere Befundung,
da unnötiger Zeitverlust infolge der Transportzeiten vermieden und dadurch bedingte Störfaktoren reduziert werden. Da wir zum größten Teil
unseren eigenen Kurierdienst einsetzen, haben wir die Möglichkeit, flexibel und schnell Notfallproben außerplanmäßig bei Ihnen abzuholen.
Bei der zeitlichen Festlegung der Probenabholung berücksichtigen wir weitgehend Ihre Wünsche. Neben dem reinen Probentransport beinhaltet
unser Logistikservice auch die Bereitstellung geeigneter Entnahmesysteme (Sarstedt-Sicherheitssystem) und Versandmaterialien.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Blutentnahmen in unserem Hause, insbesondere bei eiligen Untersuchungen und
bei Untersuchungen, bei denen das Probenmaterial unmittelbar nach der Entnahme zu analysieren ist.